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Fallstudie Bolivien

Warum Bolivien?

Bolivien ist Heimat einer reichen kulturellen und biologische Vielfalt, sowie eine langen Geschichte vorkolonialer Landwirtschaft. Diese Merkmale machen es zu einem interessanten Ort für die empirische Untersuchung des Konzepts der biokulturellen Vielfalt (BCD). Die derzeitige politische Verfassung des Plurinationalen Staates Bolivien (2009) betont ausdrücklich die Bedeutung von Pacha mama (nur mangelhaft übersetzbar mit “Mutter Erde”), anzestraler Kulturen, einer dekolonisierenden Entwicklung, der Ernährungssouveränität und des Widerstands gegen die Globalisierung der Nahrungsmittelversorgung. Trotz dieser außergewöhnlichen kulturellen und politischen Gegebenheiten werdn die bäuerliche und indigene Landwirtschaft in Bolivien zunehmend verdrängt, abgewertet und nicht von staatlichen Strategien unterstützt. Gleichzeitig gehört Bolivien, trotz des politischen Fokus auf die Rechte der Pacha mama, zu den vier am stärksten entwaldeten Ländern Südamerikas, was die biologische Vielfalt des Landes stark gefährdet.

Landwirtschaftliche Praktiken in Bolivien haben sich im Laufe der Zeit verändert und es haben sich moderne, zur Intensivierung neigende Agrartechniken verbreitet. Hieraus ergibt sich eine dynamische Hybridität verschiedener Weltanschauungen, kultureller Praktiken und Werte in Bezug auf die Nahrungsmittelproduktion und das Gleichgewicht der Erde. Diese unterschiedlichen Hintergründe und die weiterhin bestehende Bindung der Bauern an ihre traditionellen Kulturen werfen Fragen zu den Landwirtschaftsmodellen und den sozial-ökologischen Widersprüchen auf, die in diesen Systemen nebeneinander bestehen, sowie zu ihrem Einfluss auf die soziale und ökologische Nachhaltigkeit.

16 de Marzo

Themen und Methoden

Bolivian bees

Agrarökologische Perspektive

Das Projekt erforscht inwiefern verschiedene sozio-kulturelle und  ökologische Komponenten agrar-ökologischer Systeme miteinander verflochten sind und wie sie zur Ernährungssouveränität von Bäuer:innen beitragen. Auf der Grundlage der verschiedenen theoretischen Rahmen zu der Agrarökologie, der biokulturellen Diversität und der Ernährungssouveränität wird untersucht, wie landwirtschaftliche Praktiken und die Nutzung der Biodiversität Landschaften formen, die Erhaltung der Biodiversität beeinträchtigen und folglich das Recht der Bäuer:innen auf Nahrung beeinflussen können.

Methoden

Sozial-ökologische mixed methods:

  • Jahreszeitenkalender
  • Semi-strukturierte Interviews
  • Fragebögen
  • Partizipative Kartierung
  • GIS-Werkzeuge
  • Untersuchungen zu Biodiversität
  • Die Daten werden mithilfe quantitativer sowie qualitativer Methoden analysiert
soil erosion

Politisch-ökologische Perspektive

Die wirtschaftlichen Praktiken von Landwirt:innen formen Agrarlandschaften. Dabei sind sie geleitet von ihren Weltanschauungen über Agrobiodiversität und Wohlbefinden. Aus einer politisch-ökologischen Perspektive analysiert das Projekt Werte und Beziehungen im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Praktiken der Nutzung und des Management von Agrobiodiversität. Es wird die Frage untersucht, auf welche Art und Weise diese Werte und Beziehungen Landschaften formen. Auch die Konflikte und Verhandlungen zwischen verschiedenen wirtschaftlichen Praktiken und ihre Folgen für die BCD bewerten.

Methoden

  • ethnographische und  kartographische Methoden
  • semi-strukturierte Dialoge
  • Walking Interviews
  • Audiovisuelle Werkzeuge
  • Teilmehmendes Kartieren
  • Die Daten werden mit einer Kombination aus teilnehmendem GIS und einer Inhaltsanalyse analysiert

Governance perspective

Considering that different stakeholders have multiple values and ways of knowing and governing biodiversity, this research will provide insights on governance of BCD and its links to sustainability. For this, it will explore how gender, social differences and power relationships influence governance through formal and informal institutions and how they affect BCD, sustainability and social justice in farming landscapes.

Methoden

Inter- und transdisziplinäre Methoden:

  • Stakeholder- und Netzwerkanalyse
  • Fokusgruppen
  • inter-wissenschaftliche Dialoge zur gemeinsamen Erschließung von Wissen
  • Die Ergebnisse der Datenanalyse sollen potenziell dazu dienen, politische Entscheidungen  in Bezug auf BCD im Zusammenhang mit Nachhaltigkeits- und sozialer Gerechtigkeit in Bolivien zu informieren